Arzneimittelversuche an Heimkindern: Öffentliches Fachgespräch im Deutschen Bundestag

Unter Obhut von Staat und Kirche sexuell missbraucht, geprügelt, von Ärzten als Versuchsmenschen benutzt und psychisch zerstört – das Schicksal von Heimkindern in Deutschland in den 1950er bis 1970er Jahren ist nicht in Worte zu fassen. Am 14. Dezember fand im Deutschen Bundestag in Berlin ein öffentliches Fachgespräch unter dem Motto „Endlich Transparenz und Entschädigungen!“ statt, an dem Wissenschaftler und Betroffenen-Vertreter teilnahmen. Die Pharmazeutin Sylvia Wagner berichtete, dass sie im Rahmen ihrer Disseration rund 80 klinische Studien mit Heimkindern recherchieren konnte, die zum Teil im Auftrag oder mit Wissen von Behörden durchgeführt worden waren. Vor allem Psychopharmaka, Impfstoffe und Mittel zur Senkung der Libido wurden getestet. Die körperlichen und seelischen Schäden sind oft gravierend – und lebenslang.

Forderung nach Entschädigungen und Opferrenten

Der Verein ehemaliger Heimkinder (VEH) k?mpft seit Jahren für eine Entschädigung der Opfer. Geringfügige Zahlungen aus mehreren Fonds, ausgestattet von Bund, Ländern und Kirchen, erreichten bisher nur einen Bruchteil der Geschädigten. Die Sozialwissenschaftlerin Heidemarie Dettinger vom VEH-Vorstand forderte beim Berliner Fachgespräch „die Anerkennung des erlittenen Unrechts als Menschenrechtsverletzungen, die Übernahme der Verantwortung der Pharmaindustrie für die durchgeführten Studien und die Zahlung von angemessenen Opferrenten oder alternativ Einmalzahlungen an die Betroffenen“, berichtete DAZ Online am 17.12.18.

Der ganze Fall: Siehe in unserem Buch „Geschädigt statt geheilt“ das Kapitel „Heimkinder – jahrzehntelang Objekte illegaler Tests“.

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