Krankenhausmörder Niels Högel: Kollegen und Klinikchef sagen aus

Der frühere Krankenpfleger Niels Högel steht im Verdacht, etwa 100 Patienten in den Kliniken Oldenburg und Delmenhorst durch Spritzen mit Herzmedikamenten wie Gilurytmal und andere getötet zu haben. Högel hatte von 1999 bis 2005 in diesen Kliniken gearbeitet. Seit Ende 2006 sitzt er lebenslang in Haft.

Krankenpfleger hatten freien Zugang zum Medikament

Seit Jahren laufen Verfahren gegen ihn. Ein weiteres begann Ende Oktober 2018. Derzeit sagen vor dem Landgericht Oldenburg neben mehreren Gutachtern auch frühere Kolleginnen und Kollegen der Kliniken Oldenburg und Delmenhorst als Zeugen aus, ebenso der jetzige Vorstandsvorsitzende des Klinikums Oldenburg, Dirk Tenzer. Laut Spiegel Online vom 3.1.19 erhob der Leiter der Polizeisonderkommission vor Gericht schwere Vorwürfe gegen das Klinikum Delmenhorst, weil Krankenpfleger das Mittel dort eigenmächtig bestellen konnten. In unserem Buch hatten wir gefragt, weshalb Ärzte Högel bei seinen Einsätzen und Kompetenzüberschreitungen so lange gewähren ließen und wie lange noch wird in Krankenhäusern und Pflegeheimen zu wenig getan, um Verbrechen zu verhindern?

Anklage wegen Totschlags durch Unterlassen möglich

Ferner ermittelt die Staatsanwaltschaft Oldenburg gegen Rudolf Mintrop, den früheren Geschäftsführer beider Kliniken. Zu klären ist, weshalb er und andere den Vorwürfen gegen Högel nicht nachgingen, obwohl wegen dessen Verhalten schon mehrfach Verdacht geschöpft und er einmal auf frischer Tat ertappt worden war. Möglich ist gegen Mintrop und vier weitere Personen eine Anklage wegen Totschlags durch Unterlassen. Das Verfahren wird voraussichtlich mindestens bis Mitte Mai 2019 dauern.

Der ganze Fall (und weitere Krankenhausmorde): Siehe in unserem Buch „Geschädigt statt geheilt“ das Kapitel „In Kliniken und Altenheimen wird gemordet“.
Eckart Roloff

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