Rätselhafte Todesfälle in Altenheim

Mitte Juli 2019 begann vor dem Landgericht Bamberg der Prozess gegen drei Verdächtige, der fast nur lokale Aufmerksamkeit fand. Dabei sind die Vorwürfe sehr gravierend: Nach rätselvollen Sterbefällen in der Seniorenresidenz Schloss Gleusdorf (Landkreis Haßberge, Unterfranken) handelt es sich um gemeinschaftlichen bzw. versuchten Totschlag durch unterlassene Hilfeleistung. Vor Gericht stehen die frühere Heimleiterin, der frühere Leiter des Pflegedienstes und ein Arzt. Geladen sind bisher 43 ZeugInnen und zwei Gutachter.

In dem Altenheim in Unterfranken waren schon vor über drei Jahren fünf Bewohner unter rätselhaften Umständen gestorben. Seither wurde ermittelt, ob der Grund dafür Misshandlungen oder eine mangelhafte Versorgung gewesen sein könnte, wie eine anonyme Anzeige nahegelegt hatte. Für Verhandlungen darüber sind jetzt 27 Tage angesetzt. Der Anklage liegt zugrunde, dass den Bewohnern die nötige medizinische Versorgung vorenthalten wurde; zudem seien sie -mit schweren Folgen – nicht in eine Klinik überwiesen worden. Die Staatsanwaltschaft meint dazu: Die Angeklagten haben sich verhalten wie „Herren über Leben und Tod“.

Falsche Todesbescheinigungen

Dem damaligen Pflegedienstleiter wird auch vorsätzliche Körperverletzung zur Last gelegt. Einem Heimbewohner, der die Nachtruhe nicht einhielt, soll er laut Staatsanwaltschaft mit dem Befehl „Halt die Fresse und schlaf!“ einen Schlag ins Gesicht verpasst haben. Der im Heim oft tätige Arzt soll in drei Fällen falsche Todesbescheinigungen mit unzutreffenden Todesursachen unterschrieben haben.

Seit dem Bekanntwerden der möglichen Missstände mit auch wirtschaftlichen Unregelmäßigkeiten hatten sich schon mehrere Gerichte mit diesem Fall befasst bis hin zum Oberlandesgericht in Bamberg, dem Verwaltungsgericht in Würzburg und dem Verwaltungsgerichtshof in München.
Eckart Roloff

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