In unserem Buch gibt es auch ein Kapitel über Hochstapler in der Medizin. Ausführlich geht es dort um den vermeintlichen Dr. Dr. und Oberarzt Gert Postel, doch wir verweisen auf sieben weitere Vorgänge, die weniger bekannt, weil nicht so spektakulär sind.
Urkundenfälschung, Betrug, gefährliche Körperverletzung
Nun ist der Verdacht eines neuen Betrugs auf diesem Terrain bekannt geworden. Einem 37-jährigen Mann ist es offenbar mehrfach geglückt, Arbeitgeber zu täuschen und dadurch eine Stelle als Arzt zu bekommen. Vom 15. Juli 2019 an wird in Kassel gegen ihn verhandelt. Vorgeworfen werden ihm etliche Urkundenfälschungen, Betrug und versuchte gefährliche Körperverletzung.
Er war in mehreren Häusern in Hessen, Niedersachsen und Bayern tätig. Eine Krankenschwester hatte bei ihm Unstimmigkeiten bei einer Bluttransfusion bemerkt und dies gemeldet. Der Pseudo-Arzt war wegen ähnlicher Vergehen schon früher – zu zwei Jahren und fünf Monaten Haft – verurteilt worden, er hatte aber Einspruch eingelegt.
Personalabteilungen prüfen Zeugnisse nicht
Erleichtert werden solche Betrügereien mit oft gefährlichen Folgen dadurch, dass viele Personalabteilungen nicht genau hinschauen, mit Kopien von Zeugnissen zufrieden sind und sich kaum im Umfeld der Betroffenen umhören, etwa an deren Universität(en) und bei früheren Stellen. Da würde mancher Schwindel schneller auffliegen. Sehr wahrscheinlich gibt es viel mehr falsche Ärzte als jene, deren Treiben publik wird und vor Gericht kommt.
Eckart Roloff